Investition: Investieren und Sparen

Investition: Investieren und Sparen
Investition: Investieren und Sparen
 
Investiert wird, wenn der Produktionsmittelbestand einer Volkswirtschaft ersetzt, verbessert und erweitert wird. Die Gesamtheit der Investitionen einer Periode wird Bruttoinvestitionen genannt. Der Teil der Bruttoinvestitionen, der zur Erhaltung oder zum Ersatz der verbrauchten Teile des Produktionsapparats (z. B. alter Maschinen) dient, wird als Erhaltungs-, Ersatz- oder Reinvestition bezeichnet. Um zu reinvestieren, bilden Unternehmen Abschreibungen. In einer wachsenden Wirtschaft wird darüber hinaus der Produktionsmittelbestand verbessert und erweitert. Diese Form der Investition ist die Erweiterungs- oder Nettoinvestition. Während Reinvestitionen aus Abschreibungen finanziert werden, sind Nettoinvestitionen mit Konsumverzicht bzw. Sparen der Haushalte verbunden. Im Fall einer Selbstfinanzierung werden Gewinne erst gar nicht ausgeschüttet, das heißt, es wird von vornherein auf erzielbares Einkommen der Haushalte verzichtet.
 
 Warum investieren Unternehmen?
 
Letztlich investieren Unternehmen, weil sie sich dadurch höhere Erträge in der Zukunft versprechen. Das heißt, die Erträge aus den Investitionen müssen höher liegen als die Investitionskosten. Dabei werden die Erträge maßgeblich durch die gesamtwirtschaftliche Situation einer Volkswirtschaft beeinflusst. Bei steigendem Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Investitionsneigung tendenziell höher als bei sinkendem Output. Da Investitionsgüter langlebiger Natur sind, ist die Berechnung der Investitionskosten aufwendiger als bei Konsumgütern. Wird ein erworbenes Investitionsgut über mehrere Jahre genutzt, sind Kapitalkosten in Form von Zinsen zu veranschlagen, wenn die notwendigen Mittel zur Finanzierung über Investitionskredite bereitgestellt wurden. Doch auch, wenn das Unternehmen über ausreichend Eigenkapital verfügt, fallen Kosten an, denn diese Mittel hätten am Kapitalmarkt ertragbringend angelegt werden können. Die entgangenen Kapitalerträge werden auch als Opportunitätskosten bezeichnet. Der Erfolg einer Investition hängt somit maßgeblich vom herrschenden Zinsniveau ab. Sind die Zinssätze niedrig, reduziert dies die Investitionskosten; folglich sollte sich tendenziell die Bereitschaft der Unternehmer zu Investitionen, die Investitionsneigung, erhöhen. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Einflussfaktoren.
 
 Die Investitionsfunktion
 
In der Wirtschaftstheorie wird mithilfe der Investitionsfunktion analysiert, wie verschiedene Einflussgrößen auf die Höhe des Investitionsniveaus wirken. Insbesondere wird dabei der Zusammenhang zwischen Zinsen und Investitionen untersucht. Dieses Verhältnis ist deshalb von besonderem Interesse, da in einer Volkswirtschaft insbesondere durch geldpolitische Maßnahmen auf das Zinsniveau eingewirkt werden kann und damit die Investitionsausgaben beeinflusst werden können. Man geht davon aus, dass mit steigendem Zinssatz die Investitionshöhe abnimmt.
 
Neben den Zinsen beeinflussen noch andere Faktoren das Investitionsvolumen. So verschiebt eine Erhöhung des BIP die Investitionsfunktion nach außen. Bei einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Situation wird zu einem bestimmten Zinssatz also mehr investiert als zuvor. Höhere Steuern verteuern Investitionen, womit die Investitionsfunktion sich in diesem Fall hin zum Ursprung verschiebt. Auch die Erwartungen der Investoren bestimmen die Lage der Investitionsfunktion. Im Falle zunehmend pessimistischer Erwartungen sinkt die Investitionsbereitschaft, die Investitionsfunktion bewegt sich nach unten. Eine weitere Hypothese bezieht sich auf den Zusammenhang zwischen Konsum und Investiti-onen: Eine hohe Konsumnachfrage wird die Unternehmen eher zu Investitionen reizen als eine niedrige Konsumnachfrage, wobei die Nachfrageschwankungen von besonderem Interesse sind. So macht eine starke Steigerung der Konsumnachfrage bei ausgelasteten Kapazitäten Investitionen zur Ausdehnung der Produktionskapazitäten notwendig. Nimmt die Konsumnachfrage ab, kann sogar der Fall eintreten, dass die Nettoinvestitionen negativ werden, nämlich dann, wenn nicht einmal Ersatzinvestitionen vorgenommen werden. Für eine geschlossene Volkswirtschaft gilt, dass »ex post« die Nettoinvestitionen immer gleich den Ersparnissen sind. Denn die Ersparnis ist der nicht verbrauchte Teil des Einkommens und entspricht somit dem nicht verbrauchten Teil der Produktion (Nettoinvestition). Da Haushalte und Unternehmen ihre Pläne für Ersparnis und Investition unabhängig voneinander aufstellen, müssen diese keineswegs von vornherein (»ex ante«) mengenmäßig übereinstimmen. Beispielsweise können die geplanten Ersparnisse größer sein als die geplanten Investitionen. Dann ergibt sich die Mengenanpassung (bei konstantem Preisniveau) »ex post« entweder durch ungeplante Investitionen oder durch Ersparnisse. Man spricht auch von Zwangsinvestitionen (z. B. ungeplante Lagerinvestitionen), wenn die Sparsumme größer (und damit die Konsumsumme kleiner) ist, oder im umgekehrten Fall von Zwangssparen (z. B. ungeplante Ersparnisse wegen Lieferfristen).

Universal-Lexikon. 2012.

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